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Werbung neu gedacht

Die Idee einer interaktiven Werbemöglichkeit für Unternehmen entstand bereits in der gemeinsamen Schulzeit; heute führen Raphael Besnier und Tobias Macke das 2017 gegründete Start-up Interactive Paper. Gemeinsam wollen sie die Werbebranche zukunftsfit machen.

 

Rund 7,3 Mrd. € investierten Österreichs Unternehmen 2022 laut der Österreichischen Post in Werbemaßnahmen. Trotz zahlreicher Diskussionen rund um Nachhaltigkeit und Zukunftssicherheit der Werbebranche scheint die Nachfrage also ungebrochen. Doch Raphael Besnier, Co-Gründer und CEO von Interactive Paper, nimmt ein Umdenken in der Branche wahr: „Es ist gang und gäbe, dass dicke Broschüren als Werbung versendet werden. Das verschwendet aber Ressourcen, da potenzielle Kunden diese Broschüren nur kurz durchblättern und dann in den Müll werfen.“ Abgesehen von Veränderungen zugunsten des Klimaschutzes ist laut dem Co-Gründer ein Wandel zu nutzerfreundlichen Einkaufserlebnissen spürbar. Diese beiden Aspekte greift Interactive Paper auf, um das Marketingerlebnis für Kunden und deren Nutzer zu verändern.

Interactive Paper, das Produkt des gleichnamigen Start-ups, ist eine aus zwei Papierschichten bestehende Karte. Darauf sind, neben einem gekennzeichneten Feld, in das man das eigene Smartphone platziert, drei Buttons abgebildet. Beim Drücken dieser öffnen sich verschiedene Suchfenster auf dem Smartphone des Nutzers, je nachdem, welche Funktion das Unternehmen auf die einzelnen Buttons programmiert hat: ein Werbevideo des Unternehmens, eine Umfrage oder ein Quiz sowie ein Call-to-Action, mit dessen Hilfe etwa ein Beratungstermin vereinbart werden kann. Dahinter steht eine patentierte Technologie, die mit elektrisch leitender Tinte zwischen den beiden Papierhälften arbeitet. Gestaltet werden die Interactive Papers, die als Werbemittel an die Nutzer versendet werden, von den Unternehmen selbstständig online; das Team des Start-ups steht aber unterstützend an der Seite jeder Kampagne.

Das 14-köpfige Team hinter dem Produkt beschränkt sich aber nicht nur auf die Hardware, also das Paper selbst, sondern unterstützt Unternehmen auch bei der Erstellung und dem Versand der eigenen Werbeprodukte. Am Ende jeder Kampagne wird ein Bericht erstellt, der dem Kunden Auskunft über die Reichweite bei den Nutzern gibt. Seit dem ersten Produktlaunch 2019 setzten Besnier und Tobias Macke, Mitgründer und CTO, mehrere hundert Kampagnen um; zum Kundenstamm zählen Unternehmen wie Samsung, Mitsubishi und Pfizer. Doch auch eine steigende Zahl an Klein- und Mittelunternehmen investiert in Werbung durch Interactive Paper, „da sich durchgesetzt hat, dass unser Produkt nicht bloß ein Gimmick ist“, so Besnier.

Die Anwendungsbereiche des Interactive Papers sind breit: Interactive Paper wird auch im medizinischen und pharmazeutischen Bildungsbereich eingesetzt, beispielsweise für die Vermittlung von Studienergebnissen. Das Produkt eignet sich in diesem Nischenmarkt, der sowohl B2B- als auch B2C-Geschäfte abdeckt, um komplexe Thematiken einfach und interaktiv zu gestalten.

Die beiden Jungunternehmer stehen kurz vor dem Launch ihres zweiten Produkts, das Interactive Paper Tap. Wie beim ursprünglichen Modell hält man das eigene Smartphone an eine Papierkarte, doch in diesem Fall erzeugt Augmented-Reality-Technologie die Erweiterung der Realität durch die dreidimensionale Darstellung des Produkts in den Räumlichkeiten des Nutzers. Ermöglicht wird diese Technologie durch einen in der Papierkarte eingebauten NFC-Chip.

Die Idee der beiden Co-Gründer rund um Interactive Paper tat sich bereits in der gemeinsamen Schulzeit auf. Insbesondere Erfahrung in unterschiedlichen Werbeagenturen zeigte, dass „viele Leute auch heute Werbung noch immer als störend empfinden“, so Besnier. Genau da wollte man ansetzen und die Werbebranche revolutionieren.

Finanziert wurde die Idee der Gründer neben Bankkrediten und einer Crowdfunding-Runde, mit der 240.000 € eingenommen wurden, insbesondere durch drei Business Angels. Mit an Bord sind bei Interactive Paper nämlich Werner Wutscher, Andreas Weingartner und Johann Ettel. So wurde bisher ein Finanzierungsvolumen von etwa 1,5 Mio. € erreicht. „Unsere Investoren haben uns den Ratschlag gegeben, bereits als junges Start-up aus eigenem Geld profitabel zu sein“, erzählt Besnier. Macke unterstreicht, dass große Teile des Finanzierungsbedarfs weggefallen sind, da Partner bereit waren, aktiv in das Produkt zu investieren.

„Die Umwelt war von Anfang an eine große Priorität, weil wir uns in einer Branche bewegen, in der normalerweise viel mehr Papier notwendig ist, als wir für ein Interactive Paper benötigen“, meint Besnier. Das würde – neben der Idee und der Technologie hinter dieser – dazu beitragen, sich von der Konkurrenz abzusetzen. Die elektrisch leitende Tinte im patentierten Papier lässt sich wie normale Druckertinte beim Recyclingprozess von Altpapier filtern und auf Plastikbestandteile, wie Softtouch-Folien, wird verzichtet. Momentan arbeiten Besnier und Macke daran, die Funktionen des Produkts auf bereits verwendete Ressourcen, etwa Verpackungsmaterial, zu drucken.

Auch wenn Interactive Paper seinen Umsatz dieses Jahr von 700.000 € (2022) auf rund zwei Mio. € steigern wird, sind die beiden Gründer noch lange nicht am Ziel angekommen. Momentan fokussieren sich die Jungunternehmer auf den Ausbau der bereits bestehenden internationalen Märkte – beinahe die Hälfte des Gewinns wird in Deutschland erzielt – darunter Frankreich, Belgien und Großbritannien. Ende 2024 will das Start-up einen „ersten Entrypoint“ in den USA setzen. Auf der Produktebene soll – zukunftssicher – insbesondere die Technologie rund um Augmented Reality weiterentwickelt werden.

 

„Unser Ziel ist es, mit so wenig Ressourcen wie möglich den größten Output zu generieren. Das schaffen wir momentan, doch es gilt, das noch zu maximieren“, meint Tobias Macke abschließend.

 

Elena Kappel

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