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„Stillstehen funktioniert in unserer Branche nicht“

Die Social-Media-Agentur Motionyr, die momentan noch von den Freelancern Wanusha Abdulla und Nico Brunner betrieben wird, steht kurz vor ihrer Gründung als GmbH: Sie möchte Unternehmen dabei unterstützen, Reichweite in den sozialen Netzwerken zu generieren, ohne dabei den Fokus auf die Menschlichkeit im Digitalisierungsprozess zu verlieren.

 

In Österreich wurden im Jahr 2023 rund 13,4 Millionen aktive Smartphones mit Zugang zum Internet gezählt. Dass diese Zahl weit über der der Einwohner liegt, veranschaulicht die Relevanz des Digitalisierungsprozesses und der sozialen Netzwerke: Denn 7,3 Millionen Smartphones wiesen einen Zugang zu zumindest einem Social-Media-Account auf. Österreicher verbringen zudem durchschnittlich 73 Minuten pro Tag auf Social-Media-Kanälen; weiterhin ungeschlagener Liebling unter den Plattformen ist Whatsapp, gefolgt von Youtube und Instagram. Doch auch Tiktok wird – vor allem in der Generation Z und Alpha – immer beliebter. Befeuert wurden diese Zahlen insbesondere durch die Corona-Pandemie; ein Rückgang des Nutzungsverhaltens scheint nicht stattzufinden. Vor diesem Hintergrund spielen soziale Netzwerke auch für Unternehmen zur Promotion ihrer Produkte oder Dienstleistungen eine bedeutende Rolle: 2023 nutzen in Österreich bereits 70 % aller Unternehmen soziale Netzwerke für wirtschaftliche Zwecke. Auf diesen Trend – der gekommen ist, um zu bleiben – sind auch Wanusha Abdulla und Nicolas Brunner mit ihrer Social-Media-Agentur Motionyr aufgesprungen und wollen klein- und mittelständischen Unternehmen die Welt der sozialen Netzwerke eröffnen.

Doch obwohl die Zahlen für sich sprechen, würden die Möglichkeiten des Digitalisierungsprozesses weiterhin unterschätzt werden: „Viele realisieren nicht, dass Social Media mittlerweile die meisten klassischen Medien verdrängt hat und weigern sich, diese einzusetzen“, meint Abdulla. Um den Bedenken der Unternehmen entgegenzuwirken, ihre Produkte und Dienstleistungen auf den sozialen Netzwerken zu promoten, braucht es laut Brunner Engagement und Menschlichkeit in der Präsentation im Internet: Abdulla und Brunner arbeiten mit der Strategie des Storytellings, indem sie nicht bloß den Outcome eines Unternehmens in Szene setzen, sondern auch den Prozess und die Personen hinter dem Produkt oder der Dienstleistung beleuchten.

Die beiden sind aktuell noch als Freelancer in ihrer Agentur Motionyr tätig, doch 2024 soll die Gründung ihrer GmbH realisiert werden. Bereits seit Februar dieses Jahres werden gemeinsam Aufträge umgesetzt; Abdulla hat sich dem strategischen Aufbau der Social-Media-Präsenz verschrieben, Brunner gestaltet foto- und videografischen Content. Dadurch soll es Unternehmen ermöglicht werden, ihr Dasein in den sozialen Medien auf- oder auszubauen: „Wir bauen gerade einige Firmen von Null auf; ihre komplette Markenidentität“, beschreibt Brunner die Hauptaufgabe von Motionyr. Aktuell wird an dem Social-Media-Auftritt von sechs Bestandskunden gearbeitet, mit denen ein 12-monatiger Vertrag über die Zusammenarbeit abgeschlossen wurde – unter anderem mit CarCompany, der einzige vom TÜV Austria geprüfte Autoglasbetrieb in Wien. Die Social-Media-Strategie eines Kunden wird auf die konkrete Plattform angepasst, um die jeweiligen Zielgruppen anzusprechen.

Um die größtmöglichen Like- und Follower-Zahlen zu generieren, ist es als Unternehmer notwendig, den technischen und systematischen Aufbau der sozialen Netzwerke zu verstehen: Der Algorithmus von Instagram legt beispielsweise großen Wert auf Engagement eines Beitrags – also dessen Liken, Teilen und Kommentieren. Beispielsweise wird ein Post in den ersten Stunden nach dem Upload nur etwa 20 % der Follower angezeigt und anhand des Engagements in dieser Zeit entscheidet sich, ob er auch weiteren Followern – insbesondere an oberster Stelle im Feed – angezeigt wird. Darum betont Abdulla eine Grundregel im Umgang mit den sozialen Netzwerken: „Consistency is key.“

 

Um ein solches Engagement mit den eigenen Followern zu erreichen, ist es laut Brunner für Unternehmer besonders wichtig, auch in ihrer Onlinepräsenz Menschlichkeit aufzuzeigen. Bestmöglich soll nicht nur das eigene Produkt oder die eigene Dienstleistung abgebildet werden, sondern auch der Prozess, die Personen und die Erfolgsgeschichte, die hinter diesen stehen, denn dadurch würde eine emotionale Bindung zu den Social-Media-Nutzern aufgebaut. „Wenn die Chemie stimmt, wird auch das Endprodukt besser“, fasst Brunner zusammen.

Für die Content-Produktion sind ein oder zwei Tage im Monat für ein Unternehmen notwendig, an denen unterschiedliche Formate – wie Fotos, Videos oder Sujets – für unterschiedliche Kanäle gefertigt werden. Doch auf aktuelle Trends muss entsprechend schnell reagiert werden: „Dynamik spielt bei uns eine sehr große Rolle; stillstehen kann man in unserer Branche nie“, rechtfertigt Abdulla kurzfristige Änderungen im Strategieplan. Sowohl auf Instagram als auch auf Tiktok zeichnet sich seit längerem ein Trend hin zu Authentizität ab, allerdings überwiegt auf Tiktok der Entertainmentfaktor. „Die Nutzer wollen nichts Gestelltes sehen und auch der Value, den sie aus einem Post ziehen, spielt eine entscheidende Rolle“, analysiert Abdulla das aktuelle Verhalten der Social-Media-Nutzer. Auf Instagram und insbesondere auf Linkedin würde für Unternehmer hingegen Professionalität im Vordergrund stehen.

Doch einige Social-Media-Plattformen werden durchaus auch kritisch betrachtet: Insbesondere der chinesische Kurzvideo-Konzern Tiktok wird häufig mit der Verbreitung von gefälschten – nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Nahost-Konflikts – und urheberrechtlich relevanten Aufnahmen von dritten Personen in Verbindung gebracht. Auch X (vormals: Twitter), das vor über einem Jahr von Elon Musk übernommen wurde, steht aufgrund von Hassnachrichten und diskriminierenden Posts in Kritik. Um die Risiken der Social-Media-Kanäle, die von diesen selbst oder von externen Faktoren ausgehen, zu minimieren, rät Abdulla zur parallelen Bespielung von verschiedenen Plattformen, um unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen und damit die eigene Präsenz zu stärken.

Als erster großer Schritt im Jahr 2024 soll die erwähnte Gründung der GmbH erfolgen, doch davor gilt es für Abdulla und Brunner, die Projekte mit den bereits bestehenden Kunden abzuschließen. Momentan würde bei Motionyr auch ein Fokus auf die Suche nach Investoren gelegt werden. Für die Zukunft ist laut Abdulla und Brunner nicht nur die Erschließung des DACH-Raums geplant, sondern auch die Ausweitung der angebotenen Dienstleistungen, wie beispielsweise auf Podcasts, auf Nachfrage der Kunden. Doch „growth goes slowly“, betont Abdulla, denn der Fokus auf Menschlichkeit und die Nähe zum Kunden soll im eigenen Wachstumsprozess nicht aus den Augen verloren werden.

 

DORDA X Forbes Start-up Desk

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